Seminarreihe: Es fährt (k)ein Zug durch Yucatán: Herausforderungen und Spannungsfelder im Kontext der territorialen Neuordnung Südmexikos –Zwischen indigener Selbstbestimmung und Erschließung globaler Handelswege

Datum/Zeit
Mittwoch - 24.04.2024
16:00 - 18:00

Veranstaltungsort
Elchkeller

Kategorien:

Eintritt: Eintritt frei

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl: Veranstaltungsräume, Toiletten und ggf. Bar mit dem Rollstuhl erreichbar

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt: christopher.raue@stud.uni-hannover.de



Der Streit um die Definition von „Wohlstand und Entwicklung“ ist ein zentrales Thema der globalen Debatte, Politik und des Widerstands, insbesondere vor dem Hintergrund der Klimakrise. Im Südosten Mexikos manifestieren sich entsprechende Spannungsfelder in sozioökonomischen und ökologischen Konflikten, insbesondere zwischen lokalen Forderungen nach indigener Selbstbestimmung und der geopolitisch getriebenen Erschließung neuer Handelswege.
Seit 2018 kämpft ausgerechnet das Infrastruktur-Megaprojekt „Tren Maya“ für eine entsprechende „territoriale Neuordnung“ des südlichen Mexikos durch den Ausbau eines Schienennetzes. Regierung und Wirtschaft versprechen Arbeitsplätze, zum Beispiel durch die Ankurbelung des Tourismus. Der „Tren Maya“ ist jedoch nur ein Teil der offiziell angekündigten Neuordnung, die u.a. mit dem Interozeanischen Korridor verbunden ist, der den Warentransport zwischen Pazifik und Atlantik erleichtern soll, verbunden mit dem Bau (Ausbau) von Straßen, Häfen, Flughäfen und Industrieparks („Entwicklungspole“). Im größten Migrationskorridor der Welt und in einem der artenreichsten Ökosysteme Amerikas gelegen, häufen sich Berichte über Militarisierung, Menschenrechtsverletzungen und die Missachtung der spezifischen Rechte indigener Völker.
In dieser Situation und insbesondere aufgrund der Beteiligung deutscher Akteure wie der Deutschen Bahn an den genannten Ereignissen ist es wichtig, die wachsende Zahl von Vorwürfen der Militarisierung, der Menschenrechte und die Missachtung der spezifischen Rechte der indigenen Völker.
In dieser Situation und insbesondere aufgrund der Verwicklung deutscher Akteure wie der Deutschen Bahn in die genannten Ereignisse in Mexiko wollen wir in einem interdisziplinären Seminar mit eigenen Analysen Antworten auf diese historischen und zugleich aktuellen Fragen von „Wohlstand und Entwicklung“ suchen. Dies wird mit vielen internationalen Kooperationspartnern aus aller Welt und aus unterschiedlichen Kontexten (Universitäten, indigene Aktivisten, Juristen, Biologen etc. insbesondere aus Mexiko) und unter der Leitung der Deutschen Bahn durchgeführt. – vor allem aus Mexiko) und unter der Leitung von zwei studentischen Hilfskräften, Victor Hübotter und Christopher Raue.

Das Seminar wird hauptsächlich in deutscher Sprache durchgeführt. Es wird Beiträge in spanischer Sprache geben, die simultan übersetzt werden.

 

Der Zugangslink zum Online-Raum ist:  https://studip.uni-hannover.de/plugins.php/meetingplugin/index?cid=6575632914447fb421f071904ee6c890#/

 

Ablauf und Termine der Seminarreihe:

10.4.2024: Es fährt (kein) Zug durch Yucatán: Einführungsseminar – Thema, Aufbau, Problemstellung.

17.4.2024: Geschichte: Koloniale Infrastruktur in Südmexiko – Vergangenheit und Gegenwart
mit Joaquín Díez-Canedo Novelo (Universidad Autónoma de México, UNAM)

24.4.2024: Ein Gigaprojekt: Der „Maya-Zug“ und der „Interozeanische Korridor“ als miteinander verbundene Projekte im Kontext der territorialen Neuordnung und der globalen Handelsströme.
mit Bettina Cruz (Versammlung der indigenen Völker des Isthmus zur Verteidigung von Land und Territorium – APIIDTT, Oaxaca, MEX)

30.4.2024 (Dienstag): Ökologie: Ökologische Auswirkungen des „Maya-Zugs“ auf die Flora, Fauna und das Höhlensystem von Quintana Roo.
Höhlensystem in Quintana Roo.
mit Elias Siebenborn (Cenotes Urbanos, Reiseleiter, Taucher und Höhlenexperte, Playa del Carmen, MEX)

8.5.2024: Verletzung indigener Rechte – Auswirkungen und Veränderung indigener Lebensweisen durch die „territoriale Neuordnung“ des Südens von Mexiko
mit Pedro Uc Be (Maya-Lehrer, Dichter und Aktivist der Versammlung Múuch Xíinbal Buctzotz, MEX)

13.5.2024 (Montag): Indigene Rechte zwischen Scheinkonsultationen und UN-Überwachung
mit Prof. Dr. René Kuppe (Universität Wien, Vorstand IWGIA – Internationale Arbeitsgruppe für indigene Angelegenheiten)

29.5.2024: Migration und Militarisierung – Megaprojekte am Isthmus von Tehuantepec und auf der Halbinsel Yucatán
mit Dr. Sergio Pietro Díaz (ECOSUR / Universidad de Campeche, MEX); Brenda Ochoa (Centro de Derechos Humanos Fray Matías de Córdoba, MEX) & Prof. Dr. Ana Esther Ceceña (Universidad Nacional Autónoma de México – UNAM)

 

5.6.2024: Widerstand I – Lokale Formen des Widerstands gegen den „Maya“-Zug und das „Tor zum Meer“ des Maya-Gemeinschaftszentrums U Kúuchil K Ch’i’ibalo’on in Felipe Carillo Puerto
mit Angel Sulub (Abgeordneter Nationaler Indigener Kongress, MEX)

12.6.2024: Mit dem Tourismus verbunden – Raum, Macht und Arbeit im zeitgenössischen Yucatan
mit Matilde Córdoba Azcárate (Universität von San Diego, USA)

19.6.2024: Widerstand II – Lokale Auswirkungen des „Maya“-Zuges auf indigene Gemeinschaften, zwischen Militarisierung und Partizipationsmöglichkeiten – Ein Erfahrungsbericht mit dem Regionalen Indigenen- und Volksrat von Yucatan (Universität San Diego, USA)
mit dem Regionalen Indigenen- und Volksrat Xpujil (MEX)

26.6.2024: Über den Tellerrand schauen – Europäische Unternehmen und internationale Verantwortung.
mit Maria (Kampagne „Der Süden widersteht“/Internationales Forschungsnetzwerk, MEX):

3.7.2024: Widerstand III – Feministische Perspektiven und Erfahrungen – Patriarchale Auswirkungen von Infrastruktur-Megaprojekten im Süden von Mexiko.
mit Alika Santiago (Tierra de Mujeres Bácalar, MEX)

10.7.2024: Runder Tisch: Wie kann man mit den Konflikten der „territorialen Neuordnung“ Südmexikos angesichts der Wirtschaftskrise, der globalen Erwärmung, des Umweltschutzes und der indigenen Beteiligungsrechte umgehen?
mit Christian Russau (Centro de Investigación y Documentación Chile y América Latina / Accionistas Críticos) & Sherin Abou-Chouka (Historikerin, Berlin)