Waldheims Walzer

Datum/Zeit
Samstag - 26.01.2019
20:30

Veranstaltungsort
Kino im Sprengel

Kategorien

Eintritt:

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt:



FR 25.01.2019, 20:30
SA 26.01.2019, 20:30

 

„Lange her, aber noch nicht vorbei.“ Waldheims Walzer zeigt, wie die gesellschaftliche Mitte in Österreich die Abgrenzung zum Nationalsozialismus aufgab. Parallelen zu heutigen Geschehnissen ergeben sich wie von selbst.

Ruth Beckermann, Österreich, 2018, 93 Min.

1986 erreicht in Österreich die Waldheim-Affäre um den für das Amt des Bundespräsidenten kandidierenden ehemaligen UN-Generalsekretär ihren Höhepunkt. Die öffentliche Diskussion über Kurt Waldheim, der seine NS-Vergangenheit erst leugnete und sich dann mit dem zu oft gehörten Argument der „Pflichterfüllung“ herauszuwinden sucht, bringt das verlogene Konstrukt, Österreich sei das erste Opfer der Nazis gewesen, ins Wanken. Auf der Abschlusskundgebung des Wahlkampfs am Stephansplatz bricht der Antisemitismus unter den Waldheim-Sympathisanten unverhohlen hervor. Die junge Filmemacherin Ruth Beckermann, Kind von jüdischen Holocaust-Überlebenden, ist unter den Gegendemonstranten und hält die Szenen mit einer Videokamera fest.Mehr als 30 Jahre später stößt die Regisseurin erneut auf das selbstgedrehte Material. Der Film Waldheims Walzer, für den sie in diesem Jahr mit dem Dokumentarfilmpreis der Berlinale ausgezeichnet wurde, rekonstruiert anhand von Fernsehmaterial des ORF und internationaler Archive den Verlauf der Affäre und schreibt dabei ein Stück Mediengeschichte. Der Film zeigt, wie sich die Mehrheit eines ganzen Landes um das Lügengebäude eines skrupellosen Opportunisten schart. „Vielleicht war der Waldheim-Wahlkampf postfaktische Avantgarde“, schreibt Beckermann in ihren „Notizen aus dem Schneideraum“.