SPK Komplex


Donnerstag - 29.08.2024, 20:30 - 22:30
Kino im Sprengel
Eintritt: kostet was
Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl: Veranstaltungsräume, Toiletten und ggf. Bar mit dem Rollstuhl erreichbar
Toiletten, ggf. Umkleideräume:
Kontakt: info@kino-im-sprengel.de
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Krankmachungsprozesse„. Eine Einführung in die radikale Medizinkritik um 1970

von Heiko Stoff, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin der Medizinschen Hochschule Hannover (MHH)


„Das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) verband 1970 eine bereits lange bestehende Kritik an der naturwissenschaftlich-technischen Medizin mit antipsychiatrischen und antikapitalistischen Positionen zu einer radikal antiautoritären therapeutischen Praxis. In einem Kurzvortrag wird der Medizinhistoriker Heiko Stoff vom Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin der MHH das SPK historisch einordnen und genauer erläutern, wie die Kategorien „Gesundheit“ und „Krankheit“ politisiert und dabei das in den 1960er Jahren unermüdlich diskutierte „Arzt-Patient-Verhältnis“ auf den Kopf gestellt wurde.“
Heiko Stoff

SPK Komplex

Gerd Kroske, D, 2018, 111 Min., DCP

1970 begründete der Arzt Wolfgang Huber in Heidelberg gemeinsam mit Patienten das antipsychiatrische „Sozialistische Patientenkollektiv“ (SPK). Umstrittene Therapiemethoden, politische Forderungen und der massive Zulauf von Patienten, die der üblichen „Verwahr-Psychiatrie“ tief misstrauten, führten zum Konflikt mit der Universität Heidelberg und der Landesregierung, der sich bald zuspitzte und in die Radikalisierung des SPK mündete. Das gruppentherapeutische Experiment endet schließlich mit Verhaftungen, Gefängnis und der Aberkennung von Hubers Approbation.
Die SPK-Gerichtsprozesse wirken heute wie eine Vorwegnahme der Stammheim-Prozesse – mit Mitteln zum Ausschluss der Rechtsanwälte, Totalverweigerung der Angeklagten und empfindlichen Strafen für das Ehepaar Huber. Dabei stand die Härte der Strafverfolgung kaum in einem Verhältnis zu den eigentlichen Taten. Der Ruf, die RAF unterstützt zu haben und letztendlich in deren Terror aufgegangen zu sein, haftet dem SPK seither an. Er überlagert, worum es damals eigentlich ging: um die Rechte von Psychiatriepatienten, Widerstand und um Selbstermächtigung. Um Fragen also, die noch immer Aktualität besitzen.