MORD IN PACOT (Meurtre à Pacot)

Datum/Zeit
Donnerstag - 13.06.2019
20:30

Veranstaltungsort
Kino im Sprengel

Kategorien

Eintritt:

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt:



von Raoul Peck, F/Haiti/NOR 2015, 130 min., frz, Kreol, dt. mit dt. UT,
mit Joy Olasunmibo Ogunmakin (Ayọ), Alex Descas

Kurztext: Raoul Pecks Kammerspiel zeigt die sozialen und moralischen Verwüstungen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti.

Provisorisch, irgendwie mechanisch und scheinbar voneinander entfremdet lebt ein namenloses Ehepaar des gehobenen Mittelstandes nach dem Erdbeben in den Überresten seiner teilweise eingestürzten Villa in Pacot, einem Stadtteil für Wohlhabende in Port-au-Prince. Aus finanziellen Gründen vermieten sie einen Teil des Hauses an Alex, einen weißen Franzosen, der für eine NGO arbeitet. Er bringt seine junge, aus ärmeren Kontexten kommende, haitianische Geliebte Andremise mit ins Haus. Durch das rege Sexleben der beiden und die Zurschaustellung von Privilegien ist die Situation ebenso angespannt wie durch ein unter den Trümmern verschüttetes Geheimnis. Für Andremise geraten die Ambivalenzen ihrer Beziehung zu Alex mit ihren kolonialen Asymmetrien und Hierarchien zunehmend außer Kontrolle, bis überraschend unterdrückte Gewalt eskaliert …

Eine politische und gar nicht neutrale Parabel über eine verunsicherte, aber nicht völlig hoffnungslose Mittelschicht, über hochmütige und vereinnahmende Helfer, die ihre Privilegien ausnutzen, sowie über eine Jugend, die mehr versteht, als manche zunächst denken.

Die Berlinale schreibt 2013: „Inspiriert von Pasolinis Klassiker TEOREMA (1968) zeigt Peck ein intensives Kammerspiel um gesellschaftliche Gegensätze und stellt fundamentale Fragen zu Verantwortung und Gerechtigkeit angesichts der Katastrophe.“ Demhingegen betont der Filmverleih 451, dass sich Pecks Parabel in der Gestaltung der Figuren, ihrer Motive und somit in der Aussage maßgeblich von TEOREMA unterscheide und lobt die „Brechtsche Distanz“ der Regie, die den Protagonist*innen Einfühlung und Mitleid des Publikums verwehrt und stattdessen auf „die analytische Haltung des Zuschauers“ gerichtet sei.