Herrschaft oder Organisation. Zur politischen Form menschlicher Gesellschaft – 4. Tagung des Peter-Bulthaup-Archivs

Datum/Zeit
Samstag - 25.06.2022
10:30 - 18:15

Veranstaltungsort
Leibniz Universität Hannover, Raum B 302 (Hauptgebäude, 1. OG))

Kategorien

Eintritt: Eintritt frei

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl: Veranstaltungsräume, Toiletten und ggf. Bar mit dem Rollstuhl erreichbar

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt:



Eine Veranstaltung des Gesellschaftswissenschaftlichen Instituts Hannover e.V.

Im zeitgenössischen Denken werden Herrschaft und Organisation oft nicht mehr systematisch unterschieden.  Das führt zu der paradoxen Situation, dass einerseits alle Organisationsphänomene einer Herrschaftskritik verfallen, andererseits aber Herrschaft selbst weder begriffen noch kritisiert wird. Diese Entwicklung ist nicht einfach Ausdruck von theoretischer Ignoranz, sondern hat einen Grund in der Sache. In der bürgerlichen Gesellschaft erscheint die anonyme, durch die kapitalistischen Produktions- und Eigentumsverhältnisse vermittelte Herrschaft den Menschen einerseits ökonomisch in Gestalt von quasi-natürlichen Sachzwängen, andererseits politisch als Ausdruck des kollektiven, demokratisch verfassten Willens. Unter diesen Bedingungen scheint die Gesellschaft herrschaftsfrei zu sein, wenn nur die Hierarchien ‚flach‘ genug sind. Deshalb geraten nur noch die oberflächlichen Organisationsmethoden in den Blick.

Demgegenüber kann eine kritische Theorie der Gesellschaft zeigen: Die moderne Gesellschaft beruht auf Herrschaft, und diese Herrschaft funktioniert nicht ohne Organisation; – aber Organisation ist prinzipiell auch ohne Herrschaft möglich, wenngleich ein solcher Zustand in der bisherigen Geschichte noch nie dauerhaft realisiert wurde. Wer argumentiert, dass Herrschaft unter Menschen notwendig sei, weil komplexe Gesellschaften auf die Einhaltung gemeinsamer Regeln angewiesen seien, meint der Sache nach Organisation, nicht Herrschaft. Herrschaft ist ein asymmetrisches soziales Machtverhältnis mit dem Zweck privater Aneignung fremden Mehrprodukts. Die Organisation gesellschaftlicher Belange als solcher hingegen ist auch auf der Basis einer menschenwürdigen Arbeitsteilung und Kooperation, denkbar.

Die Tagung widmet sich dem Verhältnis von Herrschaft und Organisation im modernen Staatsdenken, ihrer systematisch-begrifflichen Unterscheidung in der traditionell kritischen Theorie seit Marx, sowie neueren Phänomenen ihrer begrifflichen Konfusion in der gegenwärtigen politischen Philosophie.

 

Ablauf:

10:30  Eröffnung und Begrüßung, Michael Städtler

11:00-12:00  Brahmanen und Kshatriya – Mechanismen der Herrschaft, Andreas Fisahn

12:00-12:20  Kaffeepause

12:20-13:20  Politische Herrschaft, Revolution und Kommunismus bei Karl Marx, Christian Iber

13:20-14:30  Mittagspause

14:30-15:30  Der Verein freier Menschen und die politische Form der Rätedemokratie, Alex Demirovic

15:30-15:50 Kaffeepause

15:50-16:50 Zum Begriff der Herrschaft in der kritischen Theorie, Ulrich Ruschig

16:50-17:10  Kaffeepause

17:10-18:10  Die enteignete Öffentlichkeit – ein Ideal der Politischen Philosophie, André Kistner

18:15  Verabschiedung & Ende der Tagung

 

Es gelten die tagesaktuellen Bestimmungen zur Corona-Schutzverordnung an der Uni Hannover. Wir begrüßen das Tragen von FFP2-Masken im Veranstaltungsraum.

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