„Politik und Verwaltung sagen Problemimmobilien den Kampf an“ – Antiziganistische Diskurse und die Etablierung neuer Politiken am Beispiel der Stadt Göttingen

Datum/Zeit
Mittwoch - 09.03.2022
18:00 - 20:00

Kategorien:

Eintritt: keine Angabe

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt: keine Angabe



Vortrag von Christian Hinrichs

Im Sommer 2020 gerieten mehrere sog. „Problemimmobilien“ aus Göttingen bundesweit in die Schlagzeilen. Um einen massenhaften Corona-Ausbruch zu verhindern und „Ansteckungsgefahr“ für die gesamte Stadtgesellschaft zu minimieren, folgte die Stadtverwaltung einer Logik der kleinräumigen Eindämmung. So wurde insbesondere ein Hochhaus mit Zäunen hermetisch abgeriegelt und die Quarantäne hunderter Bewohner*innen mit polizeilichen Mitteln durchgesetzt. Diese Ereignisse sind allerdings nur eines der jüngsten Kapitel in einem langjährigen stadtpolitischen Problemdiskurs, der die Effekte sozialräumlicher Segregation mit rassistischen Zuschreibungen verknüpft. In seinem Vortrag analysiert Christian Hinrichs nicht nur die antiziganistischen Bedeutungsebenen dieses Problemimmobiliendiskurses am Beispiel von EU-Migration in Göttingen, sondern beleuchtet weitergehend anhand von kommunalpolitisch implementierten Maßnahmen die Wirkungsweisen und Mechanismen des institutionellen Rassismus im städtischen Raum.
Christian Hinrichs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Göttingen. Er ist Ko-Autor der Studie „Mechanismen des institutionellen Antiziganismus: Kommunale Praktiken und EU-Binnenmigration am Beispiel einer westdeutschen Großstadt“ (2021) für die Unabhängige Kommission Antiziganismus.
Mit einem Kommentar einer Vertreterin des Roma Center / Roma Antidiscrimination Network, Göttingen.
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Der Vortrag findet online statt und ist Teil der Veranstaltungsreihe „Freizügigkeit für alle?“, in welcher im Austausch von Wissenschaft und Praxis die Mechanismen und Wirkungsweisen des Rassismus im EU-Binnengrenzregime beleuchtet werden. Warum werden die Kommunen zu entscheidenden migrationspolitischen Akteuren in der erweiterten Union? Weshalb entwickelt sich in diesem Kontext das Sozialrecht zu einem Instrument des Ausschlusses und der Migrationskontrolle? Und inwiefern strukturieren rassistische Deutungsmuster institutionelle Praktiken des Ein- und Ausschlusses von Unionsbürger*innen?
Ein Projekt des Instituts für Didaktik der Demokratie der Leibniz Universität in Kooperation mit dem Bildungsforum gegen Antiziganismus, der Hochschule Hannover und der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen.
Gefördert im Rahmen der Ausschreibung „Zukunftsdiskurse“ des Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.