Neoliberalismus und Rechtspopulismus – eine Wahlverwandtschaft

Datum/Zeit
Dienstag - 07.02.2017
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
Elchkeller

Kategorien:

Eintritt: keine Angabe

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt: keine Angabe



Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Kranke Welt – Alle sagen das“ von Fast Forward Hannover und luh_contra, sie findet in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen e.V. statt.

Mit: Gerhard Stapelfeldt

Der gesunde Menschenverstand ist seit etwa 1971/81 zunehmend am Neoliberalismus erkrankt.
Der Neoliberalismus ist die Theorie und Praxis eines gesellschaftlichen Irrationalismus, sowie einer geschichtlichen Erinnerungs- und Hoffnungslosigkeit. Seine Tradition liegt in der deutschen, aber auch in der englischen Gegenaufklärung um 1790/1814. Explizit wurde die neoliberale Theorie durch Friedrich August Hayek um 1944/47 als eine paradox den Nationalsozialismus durch Kritik verdrängende Sozialphilosophie begründet. Durch diese Verdrängung ist der Neoliberalismus explizit anti-antisemitisch, implizit aber eine „Wiederkehr“ – nicht Wiederholung! – „des Verdrängten“. Diese Wahlverwandtschaft erschien nach 1975/80 im neoliberal verübten „ökonomi­schen Völkermord“ in Lateinamerika, nach 1990 im vereinigten Deutschland in ungezählten antisemitischen und rassistischen Gewaltakten.
Seit der Weltfinanzkrise von 2007/08ff tritt die Wahlverwandtschaft von Neoliberalismus und Antisemitismus als Rechtspopulismus auf. Der gesellschaftliche Irrationalismus des neuen Liberalismus ist dogmatisch, also konformistisch. Daher lassen sich aus diesem „Glaubensbekenntnis“ (Hayek) zwei scheinbar gegensätzliche Konsequenzen ziehen, die beide in der Euro­päischen Union zur Geltung gebracht werden: der totalitäre Anspruch auf globale Geltung einerseits, die Abschließung neuer Volksgemeinschaften ge­gen Fremde andererseits. Der Rechtspopulismus ist daher: das Dogma und die Praxis neoliberaler Volksgemeinschaften. Die mediale und parteipoliti­sche Kritik des Rechtspopulismus unterschlägt, dass dieser – durch die neo­liberale Begründung – weit über die Anhänger*innen rechtspopulistischer Parteien hinaus wirksam ist.