DAS ERSTE EVANGELIUM – MATTHÄUS (Il Vangelo Secondo Matteo)

Datum/Zeit
Donnerstag - 13.10.2016
20:30

Veranstaltungsort
Kino im Sprengel

Kategorien:

Eintritt: keine Angabe

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt: keine Angabe



von Pier Paolo Pasolini, I/F 1964, 131 min.,  35mm

Kurztext: Dem Text des Matthäus-Evangeliums folgend entwirft Pasolini ein individuell getöntes Bild der Heilsgeschichte, in dem besonders der soziale Aspekt der Botschaft Jesu herausgearbeitet wird. Ein dem herkömmlichen Bibelkino geistig wie formal extrem entgegengesetzter Film.

Als IL VANGELO SECONDO MATTEO 1964 auf dem Festival von Venedig zur Erstauführung kam, gab es vorweg ein großes Pfeifkonzert: Was hatte der als Atheist bekannte Regisseur mit Jesus zu schaffen? In Italien waren Pasolinis Filme nie bloß cineastische Ereignisse, sondern immer auch gesellschaftliche, von ideologischen Debatten und politischen Spekulationen begleitete. Wer einen Skandal erwartet hatte, wurde enttäuscht: Der Film folgt streng dem Bibeltext von der Verkündigung bis zum Tod am Kreuz. Allerdings hat Pasolinis Film nichts gemein mit dem damals aktuellen Trend, die Bibel als Stoffgrundlage für Monumentalfilme in Pappmaché-Staffage zu benutzen. Sein Interesse galt der sozialen Realität, den Menschen zur Zeit Christus‘ – dem Volk, seinen Physiognomien, seiner Armut, seinen Landschaften. In Palästina fand er sie nicht mehr, aber in Süditalien, in Apulien, in Kalabrien. Pasolini stellt seinen Christus in eine ländliche Gesellschaft, wie sie zweitausend Jahre vorher auch nicht viel anders gewesen sein mag. Er besetzte die Rollen mit Laien, Freunden und – seiner Mutter, die die Maria spielte. Artifizielle Bildkompositionen nach alten Meistern vermischen sich mit unruhigen und wie zufälligen Einstellungen, epische Ruhe mit nervösen Dokumentationen aktueller Ereignisse, Mozart-Messen mit Gospelsongs und russischen Revolutionsliedern. Erstaunlicherweise führt dieser Eklektizismus nicht zu einem Sammelsurium, sondern verdichtet sich zu einem einheitlichen, sehr persönlichen Stil eines Autors. – Das eingangs erwähnte Pfeifkonzert wich nach der Vorführung stürmischem Applaus. Nur die marxistische Linke, zu der Pasolini sich rechnete, brauchte noch einige Jahre, um ihre großen Vorbehalte zu überwinden. (Metzlers Filmlexikon)

Eintritt 5 Euro, HannoverAktivPass 2,50 Euro