ETWAS TUT WEH

Datum/Zeit
Samstag - 24.11.2018
20:30

Veranstaltungsort
Kino im Sprengel

Kategorien:

Eintritt: keine Angabe

Erreichbarkeit mit dem Rollstuhl:

Toiletten, ggf. Umkleideräume:

Kontakt: keine Angabe



[80er Jahre – Filme von Frauen (1)]

Wir starten in diesem Monat eine Filmreihe, die sich Filmen weiblicher Autorinnen in den 1980er Jahren widmet, vor allem im unabhängigen und experimentellen Bereich. Zu dieser Zeit entstanden in Westdeutschland auch die ersten Frauenfilmfestivals wie die „Feminale“ in Köln und „Femme Totale“ in Dortmund. Unsere Filmreihe, die sich auf den deutschen Sprachraum beschränkt, bietet Gelegenheit, das in den 80er Jahren wachsende Selbstbewusstsein von Frauen in seiner Auswirkung auf den Film zu beobachten, und Filmemacherinnen einzuladen, auf deren Arbeiten wir schon seit Längerem neugierig sind. In einigen Fällen werden wir neben den frühen Filmen auch neuere Filme zeigen und so einer rein retrospektiven Betrachtung entgegenwirken.

SA 24.11. 20.30 Uhr
– ETWAS TUT WEH
von Recha Jungmann, BRD 1979, 72 min., , digital (16mm)
Mit Simone Maul, Anja Burak, Herrmann Schäfer, Recha Jungmann und Bewohnern des Dorfes Welkers

# Der Film wird präsentiert von Karola Gramann und Heide Schlüpmann(Kinothek Asta Nielsen, Frankfurt + Remake. Frauen Film Tage Frankfurt) sowie der Filmemacherin Recha Jungmann

Kurztext: Eine Filmemacherin auf den Spuren ihrer Familiengeschichte.

Recha Jungmann geht nach dem Tod ihrer Mutter immer wieder zurück in ihr Heimatdorf (Welkers, in der Rhön), in das Haus ihrer Kindheit und Jugend, das mittlerweile unbewohnt und baufällig und im Dorf ein Stein des Anstoßes ist. Sie sucht eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit und der ihrer Familie. In unterschiedlicher Erscheinung ist sie da, als Kind, als Jugendliche, und als die Frau, die sie jetzt ist, schaut sich um, nimmt verstaubte Dinge zur Hand und erfährt in Briefen, Fotos und anderen Dokumenten, aber auch in Gesprächen mit Leuten aus dem Dorf, ihr bis dahin unbekannte Dinge, etwa über den Großvater, der im Ort ein Außenseiter war, weil er sich weigerte, in die NSDAP einzutreten. Der Vater war im Krieg gefallen. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Ihre Mutter führte den Einkaufsladen. Die Familie ist zerbrochen. „Als meine Mutter tot war, habe ich zum ersten Mal meinen Vater vermißt.“ Recha Jungmann geht den Dingen nach, die ihr weh tun, und trifft dabei auf Geschichte. Diesen Prozess ins Bild zu setzen erfindet sie ihre eigene, genreübergreifende Form.
„Ich bin dem nachgegangen, was meine Kindheit war. Es waren Ängste, Zerwürfnisse, die mich gefangen hielten, und doch war ich nicht beteiligt. Ich träumte und hoffte auf eine Zukunft, die mich befreit.“ (Recha Jungmann)

Vorfilm:
– RENATE von Recha Jungmann, BRD 1967, 13 min., 16mm
Recha Jungmann macht ein liebevolles Portrait von ihrem 13jährigen Kindermädchen Renate. Zwischen beiden herrscht eine Nähe, die sich – auch dank einer unkomplizierten Super-8-Kamera und trotz des nicht-synchronen Tons – wunderbar auf den Zuschauer überträgt. Renate erzählt von ihrem Ein und Alles: Roger Daltrey, dem Sänger von The Who. Man sieht ganz nah ihren Mund, während sie spricht und ihren Körper, wie er sich frei durchs Bild bewegt.

Die Filmreihe ist gefördert vom Kulturbüro der Stadt Hannover, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem AStA der Universität Hannover